4. Organisationsberatung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. März 2015, 19:07 Uhr
Systemische Organisationsberatung ist auf verschiedene Wissenschaftsrichtungen zurückzuführen und hat sich interdisziplinär entwickelt. Am meisten haben die systemische Familientherapie (Heidelberger-Institut: H. Stierlin, F. Simon, G. Weber), die systemtheoretische Theorieentwicklung in der Soziologie (Bielefelder Institut für Soziologie: N. Luhmann, H. Willke, D. Baecker), die systemisch ausgerichtete Biologie (H. Maturana, F. Varela), die Kybernetik zweiter Ordnung (N. Wiener, H. Forest) und die Chaosforschung zur Ausprägung eines eigenständigen systemischen Beratungsansatzes beigetragen (vgl. Wimmer 1993, S.82 ff.).
„Die Begegnung mit diesen unterschiedlichen Denkansätzen und ihren Hauptrepräsentanten hat in zurückliegenden Jahrzehnten in den interessierten Beraterkreisen einen Lernprozess ausgelöst, der langsam ein neues theoretisches Fundament für die Beratung nichtfamiliärer sozialer Systeme entstehen lässt.“ (Wimmer 1993, S. 85).
Die Systemische Organisationsberatung betrachtet Gruppen und Organisationen als soziale Systeme. Diese sind gekennzeichnet durch die Beziehung zwischen ihren Mitgliedern. Der Zustand dieses Systems kann von jedem Mitglied unterschiedlich erlebt werden. In diesen Systemen spricht man vom sogenannten Mobileeffekt (Königswieser und Hildebrand 2009, S. 76). Verändert sich ein Teil des Systems, kann sich das gesamte System verändern. Das Verhalten der einzelnen Systemmitglieder ist das Ergebnis seiner Anpassung an die inneren und äußeren Einflüsse des Systems und daher in seiner Wirklichkeit angemessen (vgl. Tomaschek 2009, S.50).
Die Grundhaltung für die Beratung ist, dass ein System von außen nur dann zu einer Veränderung angeregt werden kann, wenn die geplante Maßnahme zum momentanen inneren Zustand des Systems passt. Die Problemlösungen liegen im System und müssen von den Systemmitgliedern selbst gefunden werden. Die Beratung erforscht und arbeitet durch ihre Methoden an den Wahrnehmungsweisen, den Denkmustern und den Wertvorstellungen des Klientensystems, um so Ressourcen und Kompetenzen des zu beratenden sozialen Systems zu entdecken und zu stärken (vgl. Königswieser und Hildebrand 2009, S.74).
Literatur
Königswieser, Roswita/ Hillebrand, Martin (2009): Haltung in der systemischen Beratung, in: Tomaschek, Nino (Hrsg.): Systemische Organisationsentwicklung und Beratung bei Veränderungsprozessen in Organisationen. Heidelberg: Carl-Auer, S. 74-82.
Tomaschek, Nino (2009): Systemisches Coaching- Ein zielorientierter Beratungsansatz. Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG.
Wimmer, Rudolf (1993): Der systemische Ansatz - Mehr als eine Modeerscheinung?- Zur professionellen Orientierung von internen Experten für Personal- und Organisationsentwicklung, in: Heitger, Barbara/ Schmitz, Christof/ Gester, Peter W. (Hrsg.): Managerie. 1. Jahrbuch. Systemisches Denken und Handeln im Management. Heidelberg: Carl-Auer, S. 70-101.