7. Spielanleitung

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7.1 Zielgruppe des Spiels

Die Zielgruppe des Planspiels sind Lernende an Universitäten oder vergleichbaren Hoch-schulformen, die sich für Seminare zum Thema systemische Organisationsberatung, Organi-sationstheorien und/oder Organisationspsychologie interessieren. Vorkenntnisse in den be-schriebenen Themenfeldern sind hilfreich, jedoch nicht zwingend notwendig. Wichtig ist aber, dass die Teilnehmeranzahl von 25 nicht überschritten wird. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Spielprozess unübersichtlich und die Aktivität einiger Mitspieler einschränkt wird. Dies hat womöglich negative Auswirkungen auf ihren Lernprozess und wiederspräche damit dem Gedanken dieses Planspiels. Da Gruppengrößen von 25 oder weniger Teilnehmern innerhalb eines Seminars erst in Master- Studiengängen üblich sind, ist die Durchführung dieses Planspiels mit dieser Zielgruppe zu empfehlen. Wegen des komplexen Inhalts sollte die Vorbereitung, Durchführung und Reflexion die gesamte Seminarzeit ausfüllen. Das Kapitel Zeitraum (siehe Kapitel 5.3) beschreibt einen Entwurf zur zeitlichen Konzeption des Planspiels.


7.2 Spielvoraussetzungen

Für einen reibungslosen Planspielprozess wird eine freiwillige sowie aktive Teilnahme der Studierenden vorausgesetzt. Es empfiehlt sich daher, die Inhalte und Anforderungen des Planspiels in der Seminarbeschreibung aufzuführen und eventuell in den Titel der Veranstal-tung mit aufzunehmen, sodass die Studierenden erkennen welche Voraussetzungen von ihnen erwartet wird.


7.3 Zeitraum des Spiels

Das Planspiel sollte bestenfalls an einem Blocktermin durchgeführt werden, damit ein mög-lichst intensives Spielerlebnis erzeugt werden kann. Darüber hinaus bietet ein geblocktes Seminar den Vorteil eines reibungslosen Spielablaufs, da keine wöchentlichen Abstände zwischen den einzelnen Spielphasen entstehen und somit Durchführungs- und Reflexions-phasen stören. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Seminarteilnehmer durch die über-durchschnittliche Veranstaltungsdauer erschöpfen und somit daran gehindert werden, adä-quat zu lernen. Deshalb wurden bei der zeitlichen Konzeption ausreichende Spielpausen eingeplant. Ein Blocktermin ist außerdem vertretbar, dar der Spielcharakter vermutlich eine höhere Motivations- und Leistungsbereitschaft der Seminarteilnehmer erzeugt. Zudem birgt es den Vorteil, dass das Spiel unter konstanten räumlichen Bedingungen gespielt werden kann. Genaue Informationen zu der räumlichen Konzeption bietet das nächste Kapitel. Die folgende Zeitplanung ist ein Vorschlag ( Siehe nachfolgende Tabelle) und geht von einem Gesamtkontingent von 21 Stunden aus. Diese errechnen sich auf Basis eines Seminars mit einer Gesamtdauer von 14 Wochen mit 2 Semesterwochenstunden (2 SWS = 90 Min). Im Spielverlauf (siehe Kapitel 5.7) wird jede Phase erläutert, die in der nachfolgenden Tabelle abgebildet ist.

7.3 Zeitraum des Spiels.png

Tabelle 1: Überblick der zeitlichen Phasen des Planspiels


7.4 Ort des Spiels

Um konstante räumliche Bedingungen zu ermöglichen, sollten zwei verschiedene, möglichst nah aneinander liegende Räume zur Verfügung stehen. So erhält jede der Spielparteien ( genauere Information zu den Spielparteien siehe Kapitel 5.6) einen eigenen Raum, in der sie sich ungestört einrichten und austauschen können. Außerdem wird mit dieser Trennung ver-sucht, die geographische Trennung zu simulieren, die in der Realität zwischen den Parteien besteht. Falls eine Nutzung zweier Räume nicht eingerichtet werden kann, empfiehlt sich der Aufbau von Trennwänden. So bleibt jeder Partei eine Art Rückzugs- und Besprechungsraum.


7.5 Spieleranzahl und Spielerverteilung:

Weil die Teilnehmeranzahl von Hochschulseminaren variiert und die individuellen Interessen von Studierenden berücksichtigt werden sollen, ist die Zuteilung zu den einzelnen Spielpar-teien flexibel. Die Spielparteien sowie die untergeordneten Spielerrollen werden im nächsten Kapitel erläutert. Im Regelfall ist die Spielleitung dem Dozenten des Seminars vorbehalten. Sofern sich aber zwei Teilnehmer finden, können sie diese Rolle übernehmen. Der Vorteil von zwei Spielleitern besteht darin, dass beide zentralen Spielparteien über einen Spielleiter als Ansprechpartner verfügen. Eine der beiden genannten zentralen Spielparteien heißt Beratung. Diese kann aus drei bis zu maximal fünf Spielern bestehen. Mehr Spieler würden die Arbeitsfähigkeit dieser Gruppe einschränken. Die zweite zentrale Spielpartei heißt Management. Ihr können sich zwischen acht und zehn Mitspieler zuordnen. Die Anzahl der Mitspieler soll ein kleines Bildungsunternehmen simulieren, einschließlich dessen Dynamik und Konfliktpotenzials welche durch verschiedene Einfluss- und Interessengruppen erzeugt werden. Sollten nach der Besetzung der bisher genannten Parteien zwei bis drei Teilnehmer über noch keine Rolle verfügen, kann die Spielpartei „Beobachtung“ eingeführt werden. Wenn vier oder mehr Teil-nehmer ohne Rollenzuweisung sind, empfiehlt es sich für die Spielparteien Beratung und Management je eine Beobachtungspartei einzusetzen. Sollte nur eine Person übrig bleiben, schließt sich diese der Beratungspartei an. Für eine bessere Übersicht, hier eine zusammen-fassende Tabelle der Spieleranzahl und Spielerverteilung:

Datei:Beispiel.jpg

Tabelle 2: Spieleranzahl und Spielerverteilung


7.5 Spieleranzahl und Spielerverteilung I.png


7.6 Kurzbeschreibung der Spielparteien

Spielleitung:

Die 14 Tage, die zwischen dem Vorbereitungstermin und dem Blocktermin liegen, sind als Vorbereitungszeit für die Spielleitung eingeplant. In dieser Zeit ist es ihre Aufgabe, die Kapitel 1; 2; 5 sowie 6 durchzuarbeiten und so zu verinnerlichen, dass am Blocktermin eine Anleitung des Planspiels möglich ist und aufkommende Fragen beantwortet werden können. Un-mittelbar vor Beginn des ersten Blocktermins sollte die Spielleitung die Räumlichkeiten und Materialien (Materialien  siehe nachfolgende Tabelle) vorbereiten. Während der einzelnen Spielphasen ( siehe Kapitel 5.7) unterstützt die Spielleitung alle Spielparteien und bewahrt ein Überblick über das Gesamtgeschehen. Wichtig ist es, den Mitspielern ein Ziel vor Augen zu halten und sie gegebenenfalls zu lenken falls es zu Schwierigkeiten oder starken Abweichungen innerhalb des Spielprozesses kommt. Davon abgesehen ist die Spielleitung ein eher passives Element, welches nur im Bedarf eingreift und sich in der übrigen Zeit aus Diskussionen und dem Spiel herauszieht. Während des gesamten Spielverlaufs hat die Spielleitung die Aufgabe, die zeitliche Begrenzung zu beachten, die im Spielerverlauf festgelegt ist.

7.6 Kurzbeschreibung der Spielparteien.png


Spielpartei: Management

Die zentrale Aufgabe der Partei Management ist es, ein Unternehmen erfolgreich zu führen, die Zufriedenheit der einzelnen Parteien innerhalb des Unternehmens zu erkennen und Kompromisse zu finden. Das dargestellte Bildungsunternehmen ist ein Weiterbildungszent-rum, welches an eine Hochschule angegliedert ist. Es besteht aus verschiedenen Teilberei-chen, die von Personen geführt werden, die miteinander kommunizieren müssen. Hierbei treten verschiedene Problematiken auf, weswegen sich die Leitung des Unternehmens dazu entschlossen hat, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Ziel ist es, mit Hilfe der Partei Be-ratung möglichst viele Probleme zu beseitigen, sowie Kompromisse zu finden, welche einer positiven Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens zur Folge haben.

7.6 Kurzbeschreibung Spielpartei Management.png

Die Strukturen in dem Unternehmen sind in verschiedene Rubriken aufgeteilt. An der Spitze steht das Direktorium, ein Leitungsgremium (in diesem Falle dargestellt durch die Partei Ma-nagement selbst). Die nächste Hierarchische Stufe wird in zwei Bereichen eingeteilt: Die Kaufmännische Leitung und der wissenschaftlichen Leitung. Die kaufmännische Leitung, ausgeführt von Frau Birne, ist für die Marketing Abteilungen sowie der IT und Medienabtei-lung verantwortlich. Die anderen Bereiche des Weiterbildungszentrums, die für die öffentliche Wissenschaft zuständig ist, wird von der wissenschaftliche Leitung organisiert und geregelt. Dies gilt ebenfalls für das Qualitätsmanagement sowie die Forschung und Entwicklung. Die Geschäftsstelle steht im Unternehmen in einem engen Kontakt zu der kaufmännischen Leitung, muss sich aber auch mit der wissenschaftlichen Leitung auseinandersetzen.


7.6 Kopiervorlage I.png 7.6 Kopiervorlage II.png


Spielpartei: Beratung (Ergänzungen kommen später -> Frau Vogelpohl?)

Die Spielpartei Beratung bietet Beratung für Unternehmen an, mit Hilfe von verschiedenen Methoden. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Manager zu beraten und innerhalb dieser Bera-tung Techniken und Methoden anzuwenden, um die Firma der Managementgruppe dabei zu unterstützen Konflikten und Schwierigkeiten im Unternehmensprozess zu beheben. Die Be-ratung wird von der Partei Management in Auftrag gegeben. Die Beratung soll sich mit den verschiedenen Problematiken innerhalb der Strukturen des Weiterbildungszentrums sowie mit den Managern und einzelnen Personen innerhalb der Firma auseinandersetzen. Auf dieser Grundlage sollen sie neue Handlungswege ermöglichen. Zu den weiteren Aufgaben der Partei Beratung zählt die Aufrechterhaltung der Kommunikation mit der Partei Management sowie das Sammeln und analysieren von Erwartungen der Partei. Zentrale Aufgabe ist die tatsächliche Durchführung verschiedener Beratungsmethoden aus dem Beratungskoffer ( siehe Kapitel 5.2).


Spielpartei: Beobachtung

Wie bereits dargelegt ist diese Gruppe optional ( siehe Kapitel 7.5) Zentrale Aufgabe ist es, die einzelnen Spielparteien aus einer neutralen Perspektive zu beobachten und diese Beobachtungen zu dokumentieren. Dabei setzt sich die Beobachtungsgruppe im ersten Schritt mit den verschiedenen Beobachtungsansätzen auseinander und soll auf dieser Basis Schwerpunkte entwickeln, die ihnen wichtig erscheinen. Aufgrund dieser Schwerpunkte soll ein Beobachtungsbogen entwickelt werden, der im Verlauf des Planspiels bei der Beobach-tung der einzelnen Gruppen zum Einsatz kommen soll. Am Ende des gesamten Planspieles kommt ihnen die Aufgabe zu, die Ergebnisse der Beobachtung anhand einer Präsentation verdeutlichen. Die nachfolgenden Ausführungen dienen der Unterstützung der Spielpartei(en) Beobachtung:


Was ist unter wissenschaftlicher Beobachtung zu verstehen? Im Alltag wird das Beobachten vielfältig umschrieben. Hierbei werden vor allem die Begriffe „anstarren“, „hinsehen“, „etwas im Auge behalten“ oder „erspähen“ genannt. Dies zeigt deutlich, dass die Beobachtung keinesfalls nur in der empirischen Wissenschaft durchge-führt wird, sondern ebenfalls im alltäglichen Leben bewusst oder unbewusst stattfindet. Beide Formen der Beobachtung sind hierbei durch verschiedene Gemeinsamkeiten ge-kennzeichnet. In der wissenschaftlichen Beobachtung und der alltäglichen Betrachtung von Ereignissen müssen Entscheidungen getroffen werden, welche Handlung beziehungsweise Situation Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese Selektion von Ereignissen müssen daraufhin vom Individuum interpretiert werden, damit die jeweilige Beobachtung bewertet und analysiert werden kann (vgl. Häder 2010, S. 299). Graumann (1966, S. 86) definiert die Beobachtung wie folgt:

Die absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens, die ganz bestimmte As-pekte auf Kosten der Bestimmtheit von anderen beachtet, nennen wir Beobachtung. Ge-genüber dem üblichen Wahrnehmen ist das beobachtende Verhalten planvoller, selektiver, von einer Suchhaltung bestimmt und von vorneherein auf die Möglichkeit der Auswertung des Beobachteten im Sinne der übergreifenden Absicht gerichtet. Im alltäglichen Verhalten gehen Wahrnehmen und Beobachten oft unmerklich ineinander über.“

Die vorangegangene Begriffsdefinition zeigt die bestehenden Grenzen zwischen der un-systematischen, freien Betrachtung von Situationen und der systematischen Beobachtung.

• Absicht: Wissenschaftliche Beobachtung ist absichtlich und geplant, hat einen Zweck und setzt ein Ziel voraus. • Selektion: Nicht alles Wahrgenommene spielt eine Rolle. Bestimmte Aspekte wer-den ausgewählt und andere ausgeblendet. • Auswertung: Schon der Prozess der Beobachtung ist auf die Auswertbarkeit des Beobachteten ausgerichtet. (Reinders et al. 2011, S. 100)

Während die alltägliche Analyse und Bewertung verschiedener Situationen in aller Regel subjektiv und zugleich naiv durchgeführt werden, zeichnet sich die wissenschaftliche Be-obachtung durch das direkte Erheben von wahrnehmenden Verhaltensweisen, Handlungen und Gegebenheiten aus (vgl. Lehmann 2008, S. 54f.) Somit erfüllt die wissenschaftliche Beobachtung bestimmte Kriterien, die exemplarisch in vier Punkte unterteilt werden kann (vgl. Häder 2010, S. 300):

• Das Grundfundament wissenschaftlichen Arbeitens beruht auf Bildung von Hypo-thesen. Diese sind notwendig, um das Ziel der Beobachtung bereits im Vorfeld klar zu deklarieren und Zusammenhänge systematisch darzustellen. Des Weiteren wer-den bereits theoretische Erkenntnisse in den Beobachtungsprozess einbezogen und in der späteren Auswertung miteinander verglichen. • Wissenschaftliche Beobachtungen sind durch den Prozess der Kontrolle gekenn-zeichnet. Hierbei werden die Resultate der Beobachter miteinander verglichen, um somit mögliche Abweichungen der Ergebnisse darzustellen oder Gemeinsamkeiten des Beobachtungsprozesses aufzuzeigen. • Damit die wissenschaftliche Beobachtung nach einem klaren Schema durchgeführt werden kann, ist eine zielgerichtete Durchführung notwendig. Hierbei sind eben-falls Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, die zunächst nicht auf den ersten Blick beobachtbar sind. • Das Auswertung wissenschaftlicher Beobachtungen sollten somit intersubjektiv, systematisch und nachvollziehbar aufbaut werden.

Gegenstand von Beobachtungen können unter anderem Interaktionsstrukturen zwischen einzelnen Personen beziehungsweise Personengruppen sein, die zufällig aufeinander tref-fen oder durch konkrete Situationen in ein Handlungs- und Interaktionsmuster einbezogen werden. In diesem Zusammenhang bestimmt das Ziel der Beobachtung, die beteiligten Personen, das Umfeld und die bestehende Situation die jeweils angewendete Beobach-tungsmethode (vgl. Lehmann 2008 ,S. 55f.). Um einen kleinen Einblick in die Methodenvielfalt wissenschaftlicher Beobachtungen zu erhalten, werden im kommenden Kapitel die Eigenschaften und Differenzen offener und verdeckter Beobachtungen, sowie teilnehmender und nicht - teilnehmender Beobachtungen dargestellt.


Offene und verdeckte Beobachtung

Vor Beginn der systematischen Analyse wird entschieden, ob sich der Beobachter gegen-über den Probanden zu erkennen gibt und die Absichten seiner wissenschaftlichen Unter-suchung offenlegt („Offene) oder die beteiligten Personen nicht in die wissenschaftliche Untersuchung einbezieht und die Beobachtung somit nicht zu erkennen gibt. Die verdeckte Beobachtung wird innerhalb des wissenschaftlichen Zirkels stark diskutiert, da der ethi-sche und moralische Kodex häufig nicht berücksichtigt wird. Jedoch wird diese Form der wissenschaftlichen Analyse in der Praxis häufig durchgeführt, da abweichende Effekte während der Beobachtung nahezu ausgeschlossen sind und somit die Beobachtung keinen Einfluss auf das Verhalten der teilnehmenden Probanden ausübt (vgl. Greve/Wentura 1997, S. 28).


Teilnehmende und nicht - teilnehmende Beobachtung

Mitunter ist es durchaus nützlich oder gar notwendig, dass der Beobachter aktiv in die be-obachtete Situation involviert ist. Hierbei nimmt der Wissenschaftler eine aktive und zu-gleich bewusste Rolle innerhalb der Beobachtungssituation wahr und greift somit in das Handlungsumfeld der beteiligten Probanden ein. Als Beispiel für teilnehmende Beobach-tungen können in diesem Zusammenhang die Analyse von Unterrichtssituationen oder Gruppenprozessen genannt werden. Diese Form der teilnehmenden bzw. nicht -teilnehmenden Beobachtung können sowohl offen als auch verdeckt durchgeführt werden (vgl. Greve /Wentura 1997, S. 28f.). Ein entscheidendes Merkmal der teilnehmenden Be-obachtung ist der hohe Grad an Selektivität. Dies hat zwei Gründe. Zum einen ist die Be-obachtung von Beginn der Feldforschung durch eine zielorientierte Fragstellung gekenn-zeichnet. Dies führt zu einer klaren Begrenzung des Beobachtungsauftrages und hat zur Folge, dass das Interesse seitens des Beobachters stark auf den jeweils bestehenden For-schungsinhalt fokussiert ist. Die Gefahr dieser selektiven Wahrnehmung und der daraus resultierenden empirischen Verfälschung kann durch klare Standardisierungsverfahren der Beobachtungsinhalte verringert werden. Somit kann der Beobachter weiterhin die Position des Wissenschaftlers und die des aktiven Teilnehmers annehmen, ohne in einen offen-sichtlichen Rollenkonflikt zu geraten (vgl. Weigand / Hess 2007, S. 30f.).


Grundlegende Probleme der wissenschaftlichen Beobachtung

Die Durchführung systematischer Beobachtungen hat sich in seinem Kern mit zwei Grund-problemen auseinander zu setzen. Das erste Problem beschäftigt sich mit der selektiven Wahrnehmung. Trotz der Einhaltung bestimmter standardisierter Beobachtungsverfahren, können soziale Rahmenbedingungen niemals in einer Gesamtheit erkannt und beachtet werden. So können zum Beispiel während der Beobachtung von Gruppengesprächen nicht alle sozialen und interaktiven Reize in den Forschungsprozess berücksichtigt werden. Um die Gefahr der Selektivität zu begrenzen, ist es wichtig, dass der Beobachter bereits im Vorfeld klare Sachverhalte fixiert und an seine Hypothese anpasst. Diese strukturierte Form der Beobachtung setzt klare Prioritäten an den Forschungsablauf und ermöglicht somit eine objektive Bewertung der Ergebnisse (vgl. Häder 2010, S. 300f.). Das zweite Problem befasst sich mit der Interpretation von Verhaltensweisen und sozi-algeprägten Symbolen während der Beobachtung. Insbesondere während der Analyse fremder sozialer Milieus können Missverständnisse auftreten. Während in Deutschland und den meisten angrenzenden Ländern das Kopfnicken generell als Zustimmung verstanden wird, ist in Bulgarien das genaue Gegenteil gemeint. Des Weiteren können eingesetzte Symbole verschiedener Subkulturen falsch verstanden und interpretiert werden (vgl. Häder 2010, S. 301). Diese Eigenschaften sollten vom Beobachter eingeplant und bereits vor Beginn der Feldforschung berücksichtig werden.


Fazit

Wissenschaftliche Beobachtungen sind eine bewährte Methode zur Analyse und Bewer-tung sozialer Interaktions- und Gruppenprozesse. Des Weiteren gehören Beobachtungen zu den grundlegenden Lernstrategien von Individuen und können somit in die wissen-schaftliche Methoden verankert werden. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Zuverlässig-keit systematischer Beobachtungen. Die Rentabilität kann unter anderem dadurch gestei-gert werden, dass mehrere Beobachter eingesetzt werden können, klare Standardisie-rungsverfahren von Beobachtungsinhalten durchgeführt und zugleich Qualitätsleitfäden eingeführt werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit wissenschaftliche Beobachtungen mit anderen Methoden zu kombinieren. So können zur wissenschaftlichen Unterstützung zum Beispiel Videoaufzeichnungen eingesetzt werden, die den beobachteten Sachverhalt visuell unterstützen (vgl. Balzert et al. 2013, S. 282). Der Einsatz von Beobachtungen hat jedoch auch Nachteile und Grenzen. So sind syste-matische Beobachtungen in vielen Fällen mit einem hohen Zeit- und Kostenfaktor verbun-den. Des Weiteren können viele Themenbereiche durch Befragungen untersucht werden, da die hierbei produzierte quantitative Datenmenge vielfältiger eingesetzt werden kann. Hierbei ist vor allem der sozialwissenschaftliche Sektor betroffen, in denen kommunikative Beobachtungen häufig stark eingegrenzt sind. Der letzte Punkt setzt sich mit dem metho-dologischen Forschungsstand auseinander. Während Befragungen im wissenschaftlichen Kontext eine bewährte und zugleich differenzierte Möglichkeit der Datenerhebung ermögli-chen, sind Forschungsberichte- und ergebnisse wissenschaftlicher Beobachtungen we-sentlich reduzierter und stellen somit hohe Ansprüche an die beteiligten Beobachter (vgl. Häder 2010, S. 303).


7.7 Spielverlauf

Die folgenden Ausführungen basieren auf dem Zeitrahmen, der Tabelle 1 zu entnehmen ist. Der erste Vorbereitungstermin verfolgt den Zweck, alle Teilnehmer des Seminars zu begrüßen, ihnen möglichst prägnant den Inhalt und die Idee des Planspiels wiederzugeben und Fragen die ge-gebenenfalls zu dieser Zeit schon beantwortet werden können, zuzulassen. Anhand dieses Termins können die Studierenden diese Veranstaltung auch für sich ausschließen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass nur die Teilnehmer bei dem Planspiel mitwirken, die daran interessiert sind. Der zweite Vorbereitungstermin sollte dazu genutzt werden, die feststehenden Seminarteilnehmer den verschiedenen Spielparteien zuzuweisen.  

7.7 Spielverlauf I.png 7.7 Spielverlauf II.png

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Nachbereitung (5 Tage nach 3. Blocktermin)

Der 90 minütige Nachbereitungstermin wird von dem Dozenten geleitet und soll allen Teilnehmern des Planspiels die Möglichkeit bieten, den Blocktermin mit etwas Abstand zu reflektieren. Die am dritten Blocktermin verteilten Evaluationsbögen bieten eine Grundlage hierfür. Jeder Teil-nehmer beschreibt zusätzlich seine Sicht auf das Planspiel und äußert positive sowie negative Kritik. Darüber hinaus soll auch Raum für Verbes-serungsvorschläge gegeben werden. Der beteiligte Dozent hat nun die Möglichkeit, die zuvor genannten Verbesserungsvorschläge in darauffol-gende Planspiele einzubauen und somit den Spielverlauf kontinuierlich zu verbessern.

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