5.2.5 Methoden zu ''Gespräche abschließen''
Der Abschluss einer Beratung kann aufgrund von verschiedenen Begebenheiten beeinflusst sein. Meist ist der Zeitraum einer Beratung von Anfang an terminiert (hier und im Folgenden Brüggemann, Ehret-Ivancovic & Klütmann, 2012, S. 106 ff.). Im Idealfall sind bis dahin die Anliegen des Kunden bearbeitet oder Impulse zur Veränderung dergestalt gegeben, dass der Kunde selber weiterarbeiten kann. Im schlechtesten Fall sind die Ressourcen (zeitlich oder auch finanziell), die für eine Beratung angesetzt wurden, vorher verbraucht. Nichtsdestotrotz kann ein Prozess immer wieder aufgenommen werden. Das Ende des Beratungsprozesses muss für den Kunden transparent sein und dementsprechend vorbereitet werden. In dieser Phase wird somit der Auftrag abgerundet. Ergebnisse werden mit dem Kunden zusammengefasst, Lernerfolge gewürdigt und Zukunftsperspektiven gegeben. Neben Evaluations- und Feedbackmethoden können auch Methoden in der Gesprächsführung und Vergleiche mit vorher verwendeten Methoden zur Verdeutlichung von Veränderungen herangezogen werden.
1. Gespräch zusammenfassen
Wie bereits angesprochen, stellt die Zusammenfassung des vorangegangenen Prozesses einen Teil des Abschlusses dar. Inhalte werden nachträglich noch einmal besprochen und Lernfortschritte nachgezeichnet. Der Kunde wird noch einmal ermutigt, den gemeinsamen Weg zu reflektieren. Es wird sowohl die Sicht des Beraters als auch des Kunden berücksichtigt. Veränderungen in Sicht- und Verhaltensweisen sowie in Kommunikation werden gewürdigt.
2. Wichtigste Punkte benennen
Neben der allgemeinen Zusammenfassung sollten die Erfolge des gemeinsamen Weges formuliert werden. Dabei sollte der Kunde ebenfalls reflektieren, welche Aspekte im Beratungsprozess besonders hilfreich waren.
3. Ausblick geben
Im bisherigen Gespräch lag die Konzentration auf der Vergangenheit: Welche Veränderungen gab es? Welche Fortschritte? Was war besonders hilfreich? Im weiteren Verlauf sollte der Blick auf die Zukunft gelegt werden. Hier kann evaluiert werden, was der Kunde braucht, um den Veränderungsprozess weiterhin erfolgreich zu beschreiten. Ebenso kann beleuchtet werden, welche Aufgaben anstehen. Im Zuge dieses Ausblickes können auch Hausaufgaben bzw. Handlungsanweisungen vereinbart werden, um nachhaltige Veränderungen sicherzustellen.
4. Kunden verabschieden
In einem weiteren Schritt wird der Abschluss des Abschlusses vorbereitet. In diesem Abschnitt kann der Berater Wünsche an den Kunden formulieren oder auch sich bei diesem bedanken. Darüber hinaus kann hier ein Feedback zum Beratungsprozess eingeholt werden. Dazu gehört auch die Stimmung des Kunden zu eruieren. Wichtig hierbei, genau wie im restlichen Verlauf, ist die wertschätzende Haltung des Beraters, welches durch verschiedene Methoden untermalt werden kann, indem Wortbilder verwendet oder ein Gegenstand mitgegeben wird.
5. Abschlusskommentar formulieren
Ein Abschlusskommentar rundet das (vorläufige) Ende des Beratungsprozesses ab. Hierbei kann der Berater noch einmal eine kurze Zusammenfassung des gemeinsamen Weges geben oder Wünsche und Empfehlungen formulieren. Auf diese Weise erhält ein sehr persönlicher, gemeinsamer Weg einen runden und würdigenden Abschluss.
Abschlusskommentar (vgl. Brüggemann u.a. 2012, S. 126)
5 Min.
Ziel •Das Beratungsgespräch ritualisiert positiv beenden •Den Kunden sowie den Inhalt der Beratungwertschätzen •Den Kunden danken für das entgegengebrachte Vertrauen, die Bereitschaft sich einzubringen, sich zu öffnen, Neues zuzulassen und zu experimentieren •Eine Orientierung für die Zeit nach derBeratung geben
Anwendung In den abschließenden fünf Minuten des Gespräches fasst der Berater die wesentlichen Aspekte der Beratung zusammen, indem er einen würdigenden Kommentar zum Beratungsprozess gibt. In einem ausgewogenen Verhältnis von Vertrautem (dem, was möglich war) und neuem (Wünsche für die Zukunft) stellt der Berater das Erreichte in einen positiven Rahmen. Wertschätzende und anregende Beschreibungen dürfen sich abwechseln.
Beispiel „Sie haben sich heute mutig einem sehr emotionalen Thema gestellt. Es wurde deutlich, auf welche Ressourcen Sie zurückgreifen können, um das anstehende Gespräch zu führen. Ihre offene Art und Ihre Fähigkeit, Ihr fachliches Wissen einzubringen, sind wertvolle Begleiter. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Ressourcen in den kommenden Wochen ebenso gut nutzen, wie es Ihnen in dem Gespräch mit Ihrem Chef gelungen ist.“
Arbeitsaufträge/Hausaufgaben (vgl. Brüggemann u.a. 2012, S. 128)
2 Min.
Ziel •Die Zeit zwischen Beratungen zur Vertiefung des Erfahrenen nutzen. •Zur individuellen Auseinandersetzung anregen. •Zum Ausprobieren neuer Verhaltensweisen einladen.
Anwendung Der Kunde bekommt in der Beratung einen Arbeitsauftrag mit auf den Weg, beispielsweise einen Brief zu schreiben, ein neues Verhalten auszuprobieren, ein Gespräch zu führen, etwas zu unterlassen oder ein Verhalten verstärkt zu zeigen.
Beispiel „ Ich möchte Sie ermuntern, ein Gespräch mit Ihrer Großmutter auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu führen. Stellen Sie mit einer neugierigen und wertschätzenden Haltung fragen, um Ihr Bild von der ersten Frau Ihres Großvaters zu prüfen.“
Refraiming (vgl. Brüggemann u.a. 2012, S. 134 f.)
2 Min.
Ziel •Einem Geschehenen oder einer Aussage des Kunden einen anderen Sinn geben. •Einen prägnanten Unterschied zur bisherigen Wirklichkeitskonstruktion herstellen. •Dem Kunden eine andere Perspektive zur Verfügung stellen. •Die Bedeutung des Gesagten verändern.
Anwendung Den Worten des Kunden wird ein anderer Sinn gegeben, indem das Gesagte in einen anderen Kontext (Rahmen, Frame) gestellt wird.
Beispiel Kunde: „Wie konnte meine Mutter mich nur so entmutigen, als ich in der Schule nicht die Noten brachte, die sie sich vorstellte?“ Berater: „Welchen Schulabschluss hat Ihrer Mutter?“ Kunde: „Aufgrund des Krieges nur einen Volksschulabschluss, was sie immer bedauert hat.“ Berater: „Vielleicht entspringt das Verhalten Ihrer Mutter, das Sie als entmutigend bezeichnen, dem Wunsch, dass Ihnen eine bessere schulische Grundausbildung eröffnet wird als ihr damals.“
Positionierung im Raum (vgl. Königswieser & Exner 2002, S. 220 f.)
30 – 180 Min.
Ziel
• Sichtbarmachen von Unterschieden und Positionierungen
• Erzeugung von Klarheit und Eindeutigkeit
Anwendung Diese Feedback- und Abschlussmethode kann für zwei Personen aber auch für Großgruppen angewendet werden. Dabei positionieren sich die Teilnehmen zu einer bestimmten Fragestellung oder Hypothese bezüglich der Zustimmung entlang eines Kontinuums im Raum. Anschließend können die Positionierungen beliebig ausführlich kommentiert und besprochen werden.
Beispiel /
Hinterrücks und Vorwärts (vgl. Hachimi und Stephan 2000, Übung 20)
20 – 25 Min.
Ziel
• Abschied • Untersützung • Würdigung
Anwendung Diese Methode bietet Teilnehmern die Möglichkeit sich gegenseitig positives Feedback zu geben. Dabei bekommt jeder Teilnehmer ein Stück Papier oder Pappkarton an den Rücken geheftet, worauf die anderen Teilnehmer ihre Kommentare hinterlassen können. Dadurch kann ein würdigender Abschluss gestaltet werden, bei dem jeder Teilnehmer etwas konkretes mit nach Hause nehmen kann.
Beispiel /
Literatur
Brüggemann, H.; Ehret-Ivancovic, K. & Klütmann, C. (2012). Systemische Beratung in fünf Gängen (4. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Königswieser, R. & Exner, A. (2002). Systemische Intervention: Architekturen und Designs für Berater undVeränderungsmanager (7. Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta.