4.1.1 Systemische Organisationsberatung

Aus Planspiel we.b
Version vom 23. März 2015, 20:14 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Handout „Was ist Systemische Organisationsberatung?“

„Ziel systemischer Beratung ist es, langfristige, nachhaltige Lern - und Erneu-erungsprozesse zu initiieren und zu begleiten, um Systeme (Organisationen) überlebensfähiger, erfolgreicher und effizienter zu machen. […] die Berater stützen sich dabei auf die sogenannte systemische Haltung und die „syste-mische“ Sicht auf die Situation bzw. gehen von einem „systemischen“ Ver-ständnis von Personen, Gruppen, Organisationen und Prozessen aus.“

Der Begriff der Organisationsberatung existiert seit den 80er Jahren und wird seitdem als Herangehensweise für komplexe Problemstellungen von Organisationen verstanden. Gleichzeitig bildet der Begriff eine Abgrenzung zur klassischen Unternehmensberatung. Zu den historischen Wurzeln der systemischen Organisationsberatung „[…] zählen insbesondere die Tradition der Organisationsentwicklung und des Change Managements (vgl. etwa Doppler, Lanterburg 2002, Wimmer 1991 und 2004), die Gruppendynamik (Heintel 2006), die Prozessberatung (nach wie vor wegweisend Schein 1987 und 1988) sowie unterschiedliche Weiterentwicklungen des Beratungsrepertoires aus der systemischen Familientherapie heraus (exemplarisch dafür Simon 1990).“ Des Weiteren kapselt sich die Organisationsberatung begrifflich und inhaltlich von früheren Ansätzen wie der Betriebsberatung oder Industrieberatung ab und wurde „[…] seit der Gründung des Bundesverbandes deutscher Unternehmensberater 1954 […]“ eher unter dem Begriff der Unternehmensberatung bekannt. Der Begriff der Organisationsberatung wendet sich damit von Expertenberatung ab, hin zu einer prozesshaften Beratung eines gesamten sozialen Systems.

Was aber ist eine Organisation aus systemischer Sicht? Eine Organisation ist ein soziales System. Das soziale System ist ein fester Bestandteil der Systemtheorie und besteht dadurch aus theoretischen Vorannahmen. „Insbesondere haben Luhmann 1984, 1997, 2000, von Baecker 1999, und von Weick 1985, 1995, 2001 das Verständnis von sozialen Systemen, insbesondere von organisierten Sozialsystemen geprägt.“ Eine Organisation ist in diesem Sinne auch ein Funktionssystem um verschiedene Schwerpunkte oder Problemstelllungen in der modernen Gesellschaft bearbeiten zu können. Unter die Funktionssysteme fallen z.B. Systeme wie Recht, Medizin, Wirtschaft, Erziehung etc.

Systemische Organisationsberatung ist damit keine Expertenberatung, die hauptsächlich Wirtschaftsorganisationen berät und ein vom Unternehmen bekanntes Problem als externe Beratung beheben soll. Systemische Organisationsberatung beschäftigt sich mit einem gesamten Organisationssystem, welches nicht nur wirtschaftliche und technische Probleme bearbeitet, sondern die Annahme vertritt, dass die Organisationen selbst die Lösungen in ihrem Kommunikationsmuster finden können.

Systemische Organisationsberatung setzt ihr praktisches Kernwissen gezielt ein, um an komplexen Problemen von Organisationen zu arbeiten. Sie gibt keine Lösungen vor, sondern unterstützt die Organisation darin, das vorhandene Wissen für eine Lösung zu aktivieren. Hierbei werden Kommunikations- und Kooperationsprozesse innerhalb der Organisation entschlüsselt und neue Spielräume für Entscheidungen und Handlungen geschaffen. Systemische Organisationsberatung wir eingesetzt, um die Reproduzierbarkeit der Organisation aufrechtzuerhalten und somit deren Überleben bzw. Konkurrenzfähigkeit zu sichern.

Die konkreten Vorgehensweisen seitens der systemischen Organisationsberatung unterscheiden sich teilweise stark von dessen professionellen Selbstverständnis und erlernten Konzepten. Deswegen kann von einem interdisziplinären Zugang gesprochen werden.